25.06.2025
Trio brilliert beim Musikalischen Sommer in Lienzingen. (Pforzheimer Zeitung)
Lienzingen. Der Musikalische Sommer in Lienzingen erfreut die Konzertbesucher zumeist mit heiterem Serenaden-Ton. Die „jungen Talenten“ gewidmete Matinee am Sonntag in der Frauenkirche präsentierte freilich vor allem emotional dunkle Todestänze.
Als Programmhöhepunkt bot die Trio-Formation mit den jugendlichen Künstlern Marie Helling (Violine), Anna Meipariani (Violoncello) und Kolja Hölscher (Klavier) eine meisterliche Wiedergabe des Klaviertrios Nr. 2 in e-Moll (op. 67) von Dimitri Schostakowitsch. Das einleitende Andante Moderato eröffnete mit einem unglaublich hohen und zarten Cello-Flageolett. Die düstere Replik von Geige und Klavier bestimmte dann den elegischen Grundcharakter einer geisterhaften Melodik, die der ostjüdischen Klezmer-Musik abgelauscht scheint.
Organischer Spielfluss
Im folgenden Allegro con brio entfalteten die drei Musiker ein eher helles und belebtes Daseinsgefühl und zelebrierten im Largo Klangschönheiten von feierlichem Ton. Das Ensemble spielte mit schnellen Tempi auch die spieltechnisch heiklen Passagen. Alle drei Instrumente waren in das Klanggeschehen optimal integriert und sorgten für organischen Spielfluss. Im finalen Allegretto spiegelte sich nach volkstümlichen Elementen nochmals der eingangs angedeutete, nachtdunkle Tanz mit frenetischer Ausdruckskraft.
Frisch und präzise, die Violine öfters energisch aufblühend und ohne Reibungsverluste harmonierend, interpretierte die kleine Kammermusik-Gruppe auch die beiden anderen Trio-Kompositionen des Programms. In Joseph Haydns Klaviertrio Es-Dur (Hob. XV:29), einem charmanten Stück für die Hausmusik, führte das Klavier mit perlenden Läufen und kraftvollem Ausdruck, während Geige und Cello eher begleiteten.
Im technisch anspruchsvollen g-Moll Klaviertrio (op.15) von Bedrich Smetana, das der Komponist unter dem Eindruck des Sterbens seines vierjährigen Töchterchens geschrieben hat, erarbeiteten die Interpreten das sprechende Pathos dieser Musik abwechselnd mit bekenntnishafter Klangwucht oder leiser Trauer. Violine und Cello leuchteten dabei in lyrischen Episoden und gesanglichen Melodielinien, feinsinnig vom Klavier untermalt.
Interpreten beweisen Klasse
Die drei zwischen 2005 und 2008 geborenen, vielfach preisgekrönten Interpreten haben den Status von musikalischen Wunderkindern längst hinter sich gelassen und sind im professionellen Konzertgeschehen erfolgreich angekommen. In Lienzingen konnten sie ihre Klasse beweisen. Dafür gab es vom Publikum viel Applaus und Anerkennung.
(Pforzheimer Zeitung vom 25.06.2025, Text Eckehard Uhlig, Foto: Peter Wallinger)