Abschlusskonzert in Lienzinger Frauenkirche: Ensemble Edelstoff mit Glanz und Elan

17.09.2024

Spielten gut gelaunt auf: Anne Katharina Schreiber und Lotta Suvanto, Yuko Hara, Philine Lembeck und Mariona Mateu Carles (von links). Foto: Volker Henkel 
Spielten gut gelaunt auf: Anne Katharina Schreiber und Lotta Suvanto, Yuko Hara, Philine Lembeck und Mariona Mateu Carles (von links). Foto: Volker Henkel

Mühlacker-Lienzingen. Es ist Sonntagvormittag bei einem Konzert in einer kalten Kirche: Mit diesem fast identischen Einleitungssatz traf das Ensemble Edelstoff die Temperaturverhältnisse in der Lienzinger Frauenkirche beim Abschluss-konzert des Musikalischen Sommers exakt. Das durch den Pianisten Wataru Hisasue ergänzte Streichquintett von Musikerinnen aus dem Umkreis des Freiburger Barockorchesters musizierte glücklicherweise nicht winterlich, sondern vorwiegend sommerfrisch gut gelaunt.

Insbesondere im Schlussstück des Matineeprogramms, dem Klavierquintett Nr. 2 in A-Dur (op. 81) von Antonín Dvorák, entfaltete sich ein Reichtum musikalischer Gedanken, ein Musikkosmos, der von lichthellen Stimmungen durchdrungen war. Im Einstieg zum ersten Satz „Allegro, ma non tanto“ sang das Cello, in wiegende Klavierklänge eingebettet, eine zarte volksliedhafte Weise, die zum frohgemuten gemeinsamen Spiel aller Instrumente führte.

Die folgende „Dumka“, ein ukrainischer Volkstanz, wurde mit wehmütiger Mollfärbung und einer bezaubernden Bratschen-Melodie gegeben. Das „Scherzo“, das als „Furiant“, also als tschechischer Tanz angelegt ist, trat wieder mit heiterer Fröhlichkeit hervor, eine perlende Klavier-Passage verführte zum Träumen. Im Finale tanzten hüpfende Violinklänge, vom Klavier scheinbar fortgetragen. Alles von slawischer Folklore geprägt, die in Dvořák-Kompositionen wesentlich ist.

Solistisch beeindruckte Wataru Hisasue mit seiner Interpretation von Maurice Ravels „Valses nobles et sentimentales“ für Klavier. Mit Glanz und Elan folgten in den acht kurzen Walzertakt-Sätzen hämmernde Härte und lyrische Verträumtheit unmittelbar aufeinander, dissonante Reibung und süße Elegie wirkten mit ihrem Stimmungskontrast beim Zuhören wie ein Wechselbad. 

Die Wiedergabe des zum Konzertauftakt gespielten Dvořák-Streichquintetts in G-Dur (op. 77) hinterließ dagegen einen zwiespältigen Eindruck. Das lag vielleicht an dem eigenartig zögerlichen Beginn der Komposition und den schrillen Höhen im Violinpart, wahrscheinlich auch an der besonderen Besetzung mit einem Kontrabass. Ausdrucksvolle Klangverdichtungen und musikantische Lebendigkeit fehlten jedenfalls nicht. 

Im eingangs genannten Programmzettel-Text führt das Ensemble seinen Namen auf ein kühles Bier zurück. Die anhaltend und herzlich applaudierenden Zuhörer freuten sich nach dem musikalischen Genuss wohl eher auf einen wärmenden Tee.

(Pforzheimer Zeitung vom 17.09.2024, Text Eckehard Uhlig, Foto: Volker Henkel)