Sternstunde der Kammermusik

18.09.2023

Das Trio Vivente beschlißt die Reihe "Musikalischer Sommer" Foto: Eva Filitz
Das Trio Vivente beschlißt die Reihe "Musikalischer Sommer" Foto: Eva Filitz

Mühlacker-Lienzingen. Mit delikater Kammermusik verabschiedete sich am Sonntag der „Musikalische Sommer“ vom lichtdurchfluteten, spätgotischen Ambiente der Lienzinger Frauenkirche. Eingeladen war zu dieser letzten Matinee der beliebten Sommer-Konzertreihe das Trio Vivente mit Anne Katharina Schreiber (Violine) und Kristin van der Goltz (Violoncello) – beide seit vielen Jahren in führenden Positionen tätig im Freiburger Barockorchester – sowie mit Jutta Ernst am Klavier. Neben ihrer Lehrtätigkeit auf Meisterkursen und an den Musikhochschulen von Saarbrücken, Freiburg und Frankfurt widmen sich die drei Musikerinnen seit mehr als drei Jahrzehnten intensiv der Kammermusik. Und diese Leidenschaft war an diesem Sonntagmorgen in jeder Faser ihres Spiels hör- und erlebbar. Dargeboten wurden feinsinnige, mitreißende Interpretationen dreier Werke, die eher selten in Konzerten zu hören sind, aber umso mehr die Neugier des aufmerksam lauschenden Publikums erweckten.

Eröffnet wurde die Matinee mit Joseph Haydns letztem, nur zweisätzigen Klaviertrio Hob XV:31 in der seltenen Tonart es-moll. Der Komponist selbst verpasste dem eigenwilligen Werk den Beinamen „Jacob’s Dream“ – mit himmelstürmenden Figuren der Violine im zweiten Satz und anspielend auf die Himmelsleiter, die Jacob im Traum sah.

Es folgte das Trio für Violine, Violoncello und Klavier der britischen Komponistin Rebecca Clarke aus dem Jahre 1921, eine höchst originelle, ausdruckstarke Komposition an der Nahtstelle zwischen Romantik und Moderne. Kunstvolle Rhythmik, Anklänge an den Ravelschen Impressionismus aber auch melodische Elemente, abgeleitet von englischen Volksliedern, verschmelzen hier zu einer eigenständigen, faszinierenden Musiksprache, die von den drei Musikerinnen mit Verve wiedergegeben wurde.

Nach der Pause dann Beethovens Klaviertrio in Es-Dur op. 70 Nr.2, das etwas im Schatten des im gleichen Jahr 1808 entstandenen „Geistertrios“ steht, aber mit seinem heiteren, insgesamt leichten Tonfall bereits in seiner Entstehungszeit mit großer Begeisterung aufgenommen wurde. Besonders innig und klangschön interpretierte das Trio den dritten Satz Allegretto und mit unbändiger Rasanz das Allegro-Finale.

Eine Sternstunde der Kammermusik. Die drei Künstlerinnen verabschiedeten sich von ihrem Publikum mit dem Schlusssatz aus Haydns Klaviertrio in C-Dur Hob XV:27, mit dem sie vor 30 Jahren ihre erfolgreiche Trio-Laufbahn begannen.

(Pforzheimer Zeitung vom 18.09.2023, Text: pz, Foto: Eva Filitz)