Voller Kraft und Leidenschaft

24.07.2023

Letztes Konzert des „Musikalischen Sommers“ vor der Sommerpause in der Frauenkirche Lienzingen mit dem Lotus String Quartet. (Pforzheimer Zeitung)

Hohe musikalische Kunst: das Lotus String Quartet, Foto: Eva Filitz
Hohe musikalische Kunst: das Lotus String Quartet, Foto: Eva Filitz

Mühlacker-Lienzingen. Angekündigt war Kammermusik vom Feinsten – und den Hörern der vierten Matinee wurde nicht zu viel versprochen. Zu Gast am Sonntag: das Lotus String Quartet mit Sachiko Kobayashi und Swantje Asche-Tauscher (beide Violinen), Tomoko Yamasaki (Viola) und Chihiro Saito (Violoncello), das den „Musikalischen Sommer“ in der Frauenkirche Lienzingen mit seiner weltweit geschätzten außergewöhnlichen Spielkultur seit vielen Jahren bereichert.

Den Auftakt bildete Hugo Wolfs „Italienische Serenade“, ein entzückendes, kleines Meisterwerk, vorgetragen von den vier Musikerinnen molto vivo und in heiterer Gelöstheit. 

Dann eine erste „Gipfelbesteigung“ für Spieler und Hörer mit Beethovens Streichquartett op. 59 Nr. 3, komponiert im Auftrag des russischen Gesandten in Wien, Graf Rasumowsky. Für damalige Zeitgenossen war das Werk, mit dem der Komponist erstmals die vertraute, intime Welt der Kammermusik verlässt, nicht durchweg verständlich. Doch für heutige Ohren eröffnet sich in faszinierender Weise die enorme Gestaltungskraft des reifen Beethoven. Bereits die lange, reich chromatisierte Introduktion signalisiert den Aufbruch zu neuen Ufern. Der spannungsreiche Verlauf der vier Sätze entlädt sich schließlich in einem hochvirtuosen, stürmischen Fugato-Finale. Eine großartige Leistung der vier Musikerinnen, dieses 33-minütige, komplexe Klanggebilde in so überzeugender Konsequenz, dem hochkonzentrierten Publikum zu präsentieren.

Nach der Pause dann Brahms‘ erstes Streichquartett op. 51 Nr. 1 – nach C-Dur bei Beethoven, jetzt c-moll. Auch hier bersten die Ecksätze nur so vor überschäumender Kraft und Leidenschaft. Doch das unruhevoll erregende Drängen wird immer wieder von innig besänftigenden Melodien unterbrochen. Wie Inseln der Ruhe erklingen bei Lotus die klangschön zelebrierten Mittelsätze im Kontrast zu den fast schon orchestralen, schnellen Rahmensätzen.

Das zahlreich erschienene Publikum war begeistert und erklatschte sich den langsamen Satz aus Mendelssohn Bartholdys op. 44 Nr. 1 als Zugabe. pz

(Pforzheimer Zeitung vom 24.07.2023, Text: pz, Foto: Eva Filitz)