13.06.2023
„Musikalischen Sommer“ eröffnet mit der Camerata Bohemica Prag. (Pforzheimer Zeitung)
Mühlacker-Lienzingen. Sommerfrisch-heitere Musik begrüßte die gut 180 Besucher der Eröffnungsmatinee des „Musikalischen Sommers“ in der Lienzinger Frauenkirche. Zu Gast war die renommierte Camerata Bohemica Prag.
Unter Leitung des isländischen Dirigenten Gudni A. Emilsson spielte sie zum Konzert-Auftakt Wolfgang Amadeus Mozarts Divertimento in F-Dur (KV 138), eine unterhaltsame dreisätzige Serenaden-Musik mit zwei temperamentvoll zupackend wiedergegebenen Allegro-Ecksätzen und einem in eingängig singendem Tonfall musizierten Andante in der Mitte. Dann präsentierte das Programm mit dem renommierten Geiger Alban Beikircher zwei solistisch virtuos ausgeführte Bravourstücke der Extraklasse. Antonio Vivaldis Violinkonzert e-Moll (RV 277) mit dem Beinamen „Il Favorito“ erfreute mit kontrastreichen Klangfarben und Stimmungen. Im Einleitungssatz erreichte die Solo-Violine in aufsteigenden Linien unerhörte Höhen. Ihre bunte Lautmalerei erinnerte an hell trällernden Lerchen-Gesang, von der Streichorchester-Begleitung schmuckreich umrahmt. Melodienselig dunkel entfaltete sich dagegen im Mittelsatz die breit ausgezogene Solostimme über den zurückhaltend stockenden Orchester-Antworten. Virtuos ausgeführte Violinsoli leuchteten im tänzerisch flotten Finale.
Das war freilich noch nichts gegen die überbordende, in Lienzingen von barocker Orchester-Pracht untermalte Virtuosität der berühmten Sonate in g-Moll (GT2. gO5), der „Teufelstrillersonate“, von Guiseppe Tartini. Mit sehnsuchtsvoller Melancholie tönte das „Larghetto affettuoso“, das Beikircher im Solo mit samtig weichem Vibrato ausstattete. Im zweiten, mit „Tempo giusto“ überschriebenem Satz deuteten sich bereits in hüpfenden Spiccato-Abschnitten die kommenden virtuosen Sonderaufgaben an, die der Komponist in das Finale seiner Partitur eingefügt hat – mit barocken Affekten aufgeladene doppelgriffige Passagen von unglaublich-technischem Anspruch. Eine im wahrsten Sinne des Wortes „teuflischer“ Trillerketten-Furor, der kein Ende nehmen wollte. Mit welcher Brillanz Alban Beikircher die Herausforderung annahm, war eine Wucht.
Nach der Pause interpretierten die zwölf Streicher aus Prag mit ihrem souverän am Pult agierenden Maestro eine Kammerorchester-Bearbeitung des Streichsextetts A-Dur (op. 48) von Dvorák. Wobei besonders das Finale mit seinem Reichtum an folkloristisch eingefärbten Miniaturen beeindruckte. Keine Frage: Das Publikum war vom ereignisreichen Konzert-Geschehen am idyllischen Veranstaltungsort begeistert.
(Pforzheimer Zeitung vom 13.06.2023, Text: Eckehard Uhlig, Foto: Peter Hennrich)