Zwischen lyrischen und dramatischen Klängen

29.06.2021

Lotus String Quartet gastiert mit der Flötistin Gaby Pas-Van Riet in der Frauenkirche Lienzingen. (Pforzheimer Zeitung)

Im einmaligen Ambiente der spätgotischen Wallfahrtskirche: das Lotus String Quartet, das schon mehrfach beim „Musikalischen Sommer“ zu Gast war.  Foto: Meyer 
Im einmaligen Ambiente der spätgotischen Wallfahrtskirche: das Lotus String Quartet, das schon mehrfach beim „Musikalischen Sommer“ zu Gast war. Foto: Meyer

Mühlacker-Lienzingen. Auch das zweite Live-Konzert der Klassikreihe „Musikalischer Sommer“ am Sonntag in der Frauenkirche Lienzingen musste wegen der großen Nachfrage als Nachmittagskonzert wiederholt werden – und war beide Mal ausverkauft. Anziehungspunkt war das seit Jahren in Lienzingen gastierende Lotus String Quartet und die exzellente Soloflötistin des SWR-Symphonieorchesters Gaby Pas-Van Riet.

In den Genuss eines wenig bekannten, aber wunderschönen Werks kamen die Hörer mit dem A-Dur-Quintett für Flöte und Streichquartett von Antonín Reicha, dem aus Böhmen stammenden Komponisten, Musikpädagogen und Flötisten, den eine lebenslange Freundschaft mit dem gleichaltrigen Beethoven verband. Unüberhörbar sind die Früchte dieser freundschaftlichen Beziehung in den zwischen Lyrik und Dramatik changierenden Passagen in allen vier Sätzen, im sprühenden Witz des mit Menuett überschriebenen, temporeichen dritten Satzes, der eigentlich schon als Scherzo in Beethovenscher Manier vorbei wirbelte.

Eröffnet wurde das Konzert mit dem Flötenquartett D-Dur KV 285 des knapp 22-jährigen Mozarts, in dessen strahlenden Kantilenen und dynamischen Schattierungen des ersten Satzes, besonders aber im Licht und Schattenspiel über dem serenadenhaften Pizzicato des h-Moll-Adagios feinstes kammermusikalisches Gespür der Interpreten zur Geltung kam.

Ganz in seinem Element – und dabei seine außergewöhnliche Spielkultur auskostend – bewegte sich das Lotus String Quartet in Franz Schuberts frühem Streichquartett Es-Dur D87. Auf das moderate Allegro des Beginns lässt der erst 16-jährige Komponist etwas eigenwillig ein vorwärtsstürmendes Scherzo folgen; auf das lyrisch dahinströmende Adagio ein von ständigen Triolen durchzogenes Finale als munterer Kehraus.

Begeisterter Applaus eines in Corona-Zeiten dankbaren Publikums und Zugaben, die noch einmal besonders schöne Momente aus dem Reicha-Quintett aufleuchten ließen.

(Pforzheimer Zeitung vom 29.06.2021,  Text: pm/mich, Foto: Meyer)