Klänge aus dem Elfenland - Matinee in der Lienzinger Frauenkirche

16.07.2019

Klänge aus dem Elfenland - Matinee in der Lienzinger Frauenkirche,  Foto: Fotomoment
Klänge aus dem Elfenland - Matinee in der Lienzinger Frauenkirche, Foto: Fotomoment

Mühlacker-Lienzingen. Welch sanfte, auch erregende und schöne Musik! Der „Musikalische Sommer“ präsentierte diesmal seinen konzentriert lauschenden Zuhörern gleichsam „Klänge aus dem Elfenland“ – um eine Verszeile aus Benjamin Brittens „Serenade für Tenor, Horn und Streicher“ (op. 31) aufzugreifen.

Peter Wallinger hatte für sein sonntägliches Matinee-Konzert in der Lienzinger Frauenkirche zusammen mit seiner sueddeutschen kammersinfonie bietigheim ein besonderes Programm zusammengestellt. In acht Sätzen malt die zur Eröffnung musizierte Britten-Serenade Naturlandschaften in Abend- und Nachtstimmen aus, mit heiteren, ruhigen Aspekten, aber auch mit verstörend düsteren Klangbildern der Vergänglichkeit.

Erdige Naturfarben

Unter Wallingers Leitung kommentierte das Streichorchester den anspruchsvoll auskomponierten Liedgesang, den der renommierte Stuttgarter Tenor Kai Kluge teils in geschmeidiger Klangrede, teils mit gut gestütztem Stimmvolumen im Brustton der Überzeugung zelebrierte. Die von Britten in Zusammenarbeit mit seinem Lebensgefährten, dem Tenor Peter Pears vertonten Gedichte bedeutender englischer Lyriker (Cotton, Tennyson, Brake, Jonson und Keats) wurden lautmalerisch sinnfällig wiedergegeben, auch die pulsierenden Motive wie Seen und Wasserfälle. Hornsoli, mit denen sich der ebenfalls in Stuttgart tätige Hornist Reimer Kühn auszeichnete, sorgten für intensiv erdige Naturfarben und lebhafte Jagdtöne. Der auf dem ventillosen Waldhorn ohne Orchesterbegleitung gespielte Podiums-Prolog und ebenso im rückwärtigen Teil der Kirche wiedergegebene Epilog legten sich wie ein fein geschnitzter Rahmen um die Komposition.
Noch deutlicher passten die zitierten Elfen-Klänge zum zweiten Teil des Konzertprogramms. Zusammen mit vier weiteren Streichern musizierte die von Lotus String bekannte japanische Cellistin Chihiro Saito Franz Schuberts „Arpeggione“-Sonate (D 821). Die ursprünglich für das gleichnamige, um 1820 in Wien erfundene und heute vergessene Gitarren-Instrument geschriebene Sonate wird meist in einer Version für Klavier und Cello gespielt. Mit solcher Klarheit, mit soviel Sinn für Klangnuancen, wie von Saito und ihrem Quartett wiedergegeben, hört man das Stück freilich nur selten. Die charmante Solistin spielte völlig uneitel mit voll markiertem, aber nie gepressten Ton, leichthändig locker, ohne fettes Vibrato, aber hinreißend klangschön. Die mehrfach repetierte „Drehleier“ im Allegro moderato mutete wienerisch-volkstümlich an, die Leitmelodie im folgenden Adagio glich einem zart ausgesungenen Lied.

Populäre Musik

Nach der Pause gab es noch Antonín Dvořák Serenade in E-Dur (op. 22) – ein Standardwerk für Streichorchester. Auch Wallinger und sein Ensemble kennen das Stück aus dem Effeff. Entsprechend solide routiniert wiedergegeben, erfreute die (insbesondere in den ersten beiden Sätzen Moderato und Tempo di Valse) populäre Musik mit ihren charaktervollen Kontrasten die zahlreichen Konzertbesucher.

(Pforzheimer Zeitung vom 16.07.2019, Text: Eckehard Uhlig, Foto: Fotomoment)