„I flauti virtuosi“ gastierten beim Musikalischen Sommer in Lienzingen

11.09.2018

Sorgen für spätsommerlich befreiende Stimmung: „I flauti virtuosi“ in der Frauenkirche Lienzingen. Fotomoment
Sorgen für spätsommerlich befreiende Stimmung: „I flauti virtuosi“ in der Frauenkirche Lienzingen. Fotomoment

Mühlacker. Der schelmisch-fröhliche Hirtengott Pan und die von ihm begehrte Nymphe Syrinx gaben sich beim Musikalischen Sommer in Lienzingen ein Stelldichein.

Vielmehr: Es gastierten der Blockflötist Daniel Koschitzki und sein Ensemble „I flauti virtuosi“ mit Blockflöten-Partnerin Andrea Ritter, Ricardo Magnus (Cembalo) und Johannes Berger (Barockcello). Die Gruppe sorgte für spätsommerlich befreiende Stimmung und nahm die zahlreichen begeisterten Zuhörer auf ihren „Streifzug durch Europas Lustgärten“ mit.

Die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert gilt als goldenes Zeitalter der Blockflöten. Die beiden virtuosen Flötenspieler und ihr munter begleitendes Continuo gehören zu denen, die das fast vergessene, umfangreiche Stücke-Repertoire wiederbeleben, die musikalischen Preziosen mit Feinschliff ausstatten und das Gold auf Hochglanz polieren. Gleich beim Auftakt des Matinee-Konzerts, einer „Partie“ aus Johann Pachelbels „Musicalischer Ergötzung“, legten die Interpreten frisch sprudelnd los und versetzten die Besucher in eine blühende Gartenlandschaft, wo zarter Vogel-Gesang und trillerndes Flöten-Gezwitscher einander ablösten.

Dann beeindruckte in Jacques Martin Hotteterres Trio-Sonate eine elegisch breit formulierte Sehnsuchtsmelodie, wie sie vielleicht eine unerfüllte Liebe (zwischen Pan und Syrinx?) auslöst. Es war eine Freude, den facettenreich ausgeschmückten Dialogen der beiden verspielt miteinander kommunizierenden Interpreten zuzuhören. Ein musikantisches Feuerwerk mit tänzerisch hüpfenden Passagen und feinen Echo-Wirkungen zündeten die Blockflötisten in der Sonate a-Moll von Diogenio Bigaglia.

Rasanter Virtuosen-Glanz, Bögen und Fermaten auf schier endlosem Atem sowie die unglaubliche Behändigkeit des Spiels bestimmten mehrere Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel oder Antonio Vivaldi. Ein besonders lustiges Furioso zelebrierte die Gruppe mit der Wiedergabe eines Sonatensatzes von Georg Philipp Telemann, der eine antike Frauengestalt, nämlich die berühmt berüchtigte Xantippe, mit musikalischen Mitteln porträtierte.

Zu den Konzert-Höhepunkten zählte die Suite in F-Dur von Charles Dieupart, in der sich Koschitzki mit seiner Sopran-Blockflöte als ein Solist der Extraklasse auszeichnete: Perfekte Atmung und die grenzenlose Beweglichkeit seiner Finger ließen alle Widerstände der technischen Herausforderung vergessen. Mit hoher Kompetenz sorgten Cellist Berger, der sich auch solistisch mit einer Toccata von Frencesco Scipriani vorstellte, und Cembalist Magnus, der ein verträumtes Rondeau-Solo von Chacques Duphly brillant interpretierte, für das solide Generalbass-Fundament. So vereinten sich Meisterschaft und authentische Gestaltungskraft zu filigranem Flötenzauber.

(Pforzheimer Zeitung vom 11.09.2018, Text: Eckehard Uhlig, Foto: Fotomoment)