Lotus String Quartet gastiert beim „Musikalischen Sommer“ in Mühlacker

27.06.2018

Das Lotus String Quartet mit Bratscher Paul Pasthy (zweiter von rechts) spielt Bruckner. Foto: Fotomoment
Das Lotus String Quartet mit Bratscher Paul Pasthy (zweiter von rechts) spielt Bruckner. Foto: Fotomoment

Mühlacker-Lienzingen. Es ist ein wunderbar aufeinander eingespielter Streicher-Klangkörper. Das Lotus String Quartet mit den Geigern Sachiko Kobayashi und Mathias Neundorf, der Bratschistin Tomoko Yamasaki und der Cellistin Chihiro Saito musiziert wie ein einziges Instrument mit vielstimmigen Farben und Registern.

Ihre beim Musikalischen Sommer interpretierten Werke von Johannes Brahms und Anton Bruckner waren von eigener Handschrift beflügelte Wiedergaben.

Das Brahms-Quartett op. 67 in B-Dur schien kongenial auf die Sommerfrische, auf Ambiente und Raumatmosphäre in der Lienzinger Frauenkirche ausgerichtet. Ganz der Tagseite zugewandt präsentierte sich der schwungvoll eröffnete Einleitungssatz (Vivace) mit seinem heiteren Hauptthema im 6/8-Takt und den fast lustigen Seitenthemen. Dem frohgemuten Auftakt folgte im zweiten Satz (Andante) die weiche Melodik der lyrisch über den drei anderen Streichern aufblühende Stimme der ersten Geige, die von Primaria Kobayashi mit Schönklang ausgestattet wurde. Im dritten Durchgang, dem Agitato/Allegretto non troppo überschriebenen Satz, brillierte die Bratsche in führender Rolle mit lebhaft tänzerischen Rhythmen. Das Finale (Poco Allegretto con variazioni), in dem der Komponist seine Variationskunst ausgelebt hat, bot einen geradezu fröhlichen Abschluss, wobei die einzelnen Instrumente, insbesondere das Cello, in expressiven Passagen hervortreten konnten. Schwere Kost war dagegen mit Bruckners Streichquintett F-Dur angesagt, für das sich das Quartett mit Paul Pasthy, dem Solobratscher des SWR-Sinfonieorchesters, verstärkt hatte. Die Neigung des Komponisten zu klanglicher Weiträumigkeit mit jähen Pausen, Abbrüchen und Steigerungen, mit Freiheiten im tonalen und harmonischen Bereich, die alle Strukturen sprengen, kam der mehrfach in dunkle Moll-Tonarten ausweichenden Quintett-Sätze voll zum Tragen. Abschnitten im zartesten, fast entrückten Pianissimo standen raue Akzente gegenüber. Kenner und Liebhaber hatten ihre Freude daran. Allerdings erwartet man in Lienzingen eher musikantisch aufgelockerte Sommerstimmungen.

(Pforzheimer Zeitung vom 27.06.2018, Text: Eckehard Uhlig, Foto: Fotomoment)