„Tango hat seine eigenen Regeln“

04.09.2024

„Musikalischer Sommer“: Dirigent Simon Wallinger äußert sich zum ersten Opernprojekt der Reihe. Foto: privat
„Musikalischer Sommer“: Dirigent Simon Wallinger äußert sich zum ersten Opernprojekt der Reihe. Foto: privat

Nachgefagt
Der „Musikalische Sommer“ verlässt am Wochenende in der Frauenkirche Lienzingen gewohnte Pfade – am 7.September um 17 Uhr als Werkstattkonzert bei freiem Eintritt und am Sonntag, 8. September, um 11 Uhr als Konzert-Matinee. Dirigent Simon Wallinger äußert sich zum ersten Opernprojekt der Reihe.

Die LIENZINGENAkademie präsentiert „Maria de Buenos Aires“, eine Oper des Tango-Komponisten Astor Piazzolla. Neuland für den „Musikalischen Sommer“?

Ja und nein. Es ist die erste Oper, die innerhalb der 47-jährigen Geschichte des „Musikalischen Sommers“ in Lienzingen erklingt. Vor drei Jahren war im Rahmen der LIENZINGENAkademie jedoch mit „Die Geschichte vom Soldaten“ von Igor Strawinsky bereits ein Musiktheater-Werk mit Sprecher zu hören. Diesmal sind neben Sprecher und sieben Instrumenten – einschließlich Bandoneón – jedoch auch eine Sopranistin und ein Tenor dabei.

Wie schwierig ist es für einen klassisch ausgebildeten Musiker, sich in die Tango-Welt einzufühlen?

Der Tango hat schon in gewisser Hinsicht seine eigenen Regeln. Die Kombination aus strenger Rhythmik und improvisierend freier Oberstimme ist ein Balance-Akt, der die Musiker dieses Projektes reizt und der zu einer besonderen Freiheit des Musizierens anregt.

Worum geht es in der Oper?

Die skurril-mysteriöse Handlung ist schnell gesagt. Es geht um die Geschichte und das Schicksal der Hauptfigur, der María von Buenos Aires: ihre Jugend, Verführung, Tod und ihr Los, als Schatten weiter durch die Stadt irren zu müssen. Am Ende wird ihrem Schatten ein Kind verkündet. Anders als bei ihrem biblischen Vorbild gebiert sie jedoch ein Mädchen. Ihre eigene Wiedergeburt? Das bleibt am Ende offen und ist auch relativ unwichtig, denn in dieser Geschichte voller sinnlich-stimmungsvoller Bilder ist alles surreal – getragen von der mitreißenden Musik.

Die Frauenkirche ist kein Opernhaus. Wie funktioniert die Aufführung dort?

Wir führen die Oper in einer halbszenischen, eigenen Kammerfassung auf. Mit einfachen szenischen Mitteln beziehen wir den Raum und seine Gegebenheiten mit ein – in diesem Fall die Marien-Wallfahrtskirche. Das ist oft für das Stück wie auch für den Ort bereichernd und ist zugleich das Markenzeichen der LIENZINGENAkademie.

Die Fragen stellte Carolin Becker

(Mühlacker Tagblatt vom 04.09.2024)