Prachtvoller Saisonabschluss

30.09.2022

Lotus String Quartet beschließt den „Musikalischen Sommer“ 2022. (Mühlacker Tagblatt)

Mühlacker-Lienzingen. Dass das Streichquartett, die Königsdisziplin gehobener Kammermusik, nichts von seiner Attraktivität verloren hat, bewies das Konzert am Sonntagvormittag in der voll besetzten Frauenkirche Lienzingen. Seit vielen Jahren hat es dort in den Programmen des „Musikalischen Sommers“ einen würdigen Platz gefunden – und dies in Händen einer Quartettformation von internationalem Rang, dem Lotus String Quartet. Erstmals spielten Sachiko Kobayashi (erste Violine), Tomoko Yamasaki (Viola) und Chihiro Saito (Violoncello) in Neubesetzung mit Swantje Asche-Tauscher am Pult der zweiten Violine – und zeigten sich in Höchstform. Nahtlos fügte sich die exzellente Geigerin in die höchst differenzierte, vielschichtige Klangkultur des Quartetts ein. Haydns originelles „Quinten-Quartett“ opus 76 Nummer 2 bildete den Auftakt und sprühte vor Witz und überraschenden Wendungen. Im lyrischen Andante erhob sich Kobayashis Geigenton traumhaft über alle Erdenschwere. Eine Rarität erklang mit Giuseppe Verdis einzigem Streichquartett in e-moll. Erstaunlich, mit welcher Kunstfertigkeit dem Opernkomponisten dieser Ausflug in die Welt der Kammermusik gelingt und dabei nie die italienische Leggerezza verloren gibt.

Nach der Pause offenbarte sich Mendelssohn Bartholdys Streichquartett opus 44 Nummer 3 als ein einziger, edler Es-Dur-Gesang, gipfelnd im Adagio des dritten Satzes, unterbrochen von einem rasanten, nächtlichen Spuk und sich verdichtend in einem tänzerisch-brillanten Kehraus.

In allen Stücken beeindruckte die enorme Virtuosität der vier Musikerinnen und die große Bandbreite des Ausdrucks zwischen kraftvollen Impulsen und verinnerlichter Sanglichkeit. Viel Beifall für den gelungenen Einstand – und ein berückend schöner Tschaikowsky „con sordino“ als Zugabe.

(Mühlacker Tagblatt vom 30.09.2022, Text: pm)