Konzepte hinterfragen

25.04.2020

Wie Peter Wallinger Musikfreunden trotz aller Corona-Sorgen Konzertbesuche ermöglichen will. (Mühlacker Tagblatt)

Peter Wallinger in der Lienzinger Frauenkirche. Diese, so hofft der Dirigent und Festivalleiter, könnte sich den Abstandsregeln gemäß bestuhlen lassen. Foto Archiv
Peter Wallinger in der Lienzinger Frauenkirche. Diese, so hofft der Dirigent und Festivalleiter, könnte sich den Abstandsregeln gemäß bestuhlen lassen. Foto Archiv

Mühlacker. Veranstalter müssen in Zeiten von Corona noch kreativer denken als sonst. Das gilt auch für Peter Wallinger, den Leiter der Reihen „Musikalischer Sommer“ und „MühlackerConcerto“.

Gehen Sie davon aus, dass der „Musikalische Sommer“ in der Frauenkirche stattfinden kann?
Der Ernst der Situation ist uns voll bewusst, weshalb wir intensiv über Lösungen nachdenken, die einen Konzertverlauf ohne gesundheitliche Gefährdungen erlauben würde. Denn es wäre tragisch, wenn wir gerade jetzt die Kultur mit ihren über den Alltag hinaus bereichernden, ja lebensnotwendigen „Aufgaben“ und Impulsen vernachlässigen würden. Umso mehr erfordert unser Heute – ganz grundsätzlich und umfassend – kreative, innovative Konzepte, die herkömmliche Gepflogenheiten nicht ignorieren, aber zumindest hinterfragen. Wir sind also optimistisch, dass wir auch dieses Jahr den „Musikalischen Sommer“, wenn auch vielleicht in ganz neuer Gestalt, durchführen können.

Was macht Ihnen Hoffnung?
Wieder einmal dient uns die 538 Jahre alte Frauenkirche Lienzingen in ihrer archaischen Schlichtheit und Schönheit als ideale Inspirationsquelle: Wir finden dort einen hohen, Licht- und Luft-durchfluteten Raum vor, ohne beengende Garderoben- und Toiletten-Räume; und er ist locker bestuhlbar, nur im hinteren Bereich befinden sich feste Bankreihen.

Wäre es möglich, Abstandsregeln einzuhalten?
Wir arbeiten an einem Konzept mit einer begrenzten Zahl von Besuchern (auch Musikern), die ihre Eintrittskarten nach Möglichkeit im Vorverkauf erwerben, um ein Schlange-Stehen vor der Kasse zu vermeiden. Die Stühle werden um das in der Mitte des Raumes spielende Ensemble kreisförmig in weiten Abständen im Hauptraum, im Chorraum und auf der Empore gruppiert. Die Bänke dürfen nur in großen, markierten Abständen besetzt werden. Eine solche, variable Positionierung von Besuchern und Musikern erlaubt die Einhaltung der Abstandsregeln; sie schafft aber gleichzeitig eine neue, unkonventionelle, nicht unbedingt schlechtere Beziehung zwischen Zuhörern und Ausführenden.

Wie geht es den Künstlern, mit denen Sie zusammenarbeiten, in diesen schwierigen Zeiten?
Viele Künstler, vor allem die vielen freischaffenden, haben es im Moment sehr schwer. Das betraf allein im April 40 meiner Musiker und Schauspieler, die für die drei (ausverkauften!) Schülerkonzerte am 2. und 3. April und für die Frühjahrskonzerte an diesem Wochenende im Uhlandbau vorgesehen waren und denen wir freiwillig eine Ausfallzahlung gewährten.

Wie steht es derzeit um die nächste Saison von „MühlackerConcerto“?
Auch die Planungen der Saison 2020/2021 von „MühlackerConcerto“ sind bereits abgeschlossen. Den Auftakt bildet ein Kammerkonzert in der Historischen Kelter Ötisheim am Wochenende 14./15. November. Geplant sind des Weiteren Orchesterkonzerte der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim“ im Uhlandbau Mühlacker am Sonntag, 6. Dezember, mit Magdalena Müllerperth als Solistin, am Sonntag, 17. Januar 2021, als Neujahrskonzert und am Sonntag, 14. März 2021, als besonderen Höhepunkt das „Jubiläumskonzert 100 Jahre Uhlandbau“ mit Werken von Mozart, Mendelssohn Bartholdy und Gustav Mahler. Die Schülerkonzerte „Beethoven zieht wieder um“ werden am 22. und 23. April 2021 nachgeholt.

(Mühlacker Tagblatt vom 25.04.2020, Fragen von Carolin Becker)