Junge Musiker setzen Glanzpunkte

26.09.2017

Abschlusskonzert der Reihe „Musikalischer Sommer“ bietet herausragenden Talenten ein Podium (Mühlacker Tagblatt)

Kunstvolles Spiel auf dem Kontrabass: Mariona Mateu Carles und Simon Wallinger. Foto: Fotomoment
Kunstvolles Spiel auf dem Kontrabass: Mariona Mateu Carles und Simon Wallinger. Foto: Fotomoment

Fröhliches Summen herrscht in der kühlen Frauenkirche an diesem Sonntagmorgen. Im letzten Sommerkonzert ist es das Podium junger Künstler, das zahlreiche gut gelaunte Menschen ihren Weg nach Lienzingen finden lässt.

Mühlacker-Lienzingen. Ausgesucht und mitgebracht haben die jungen Musiker Werke aus dem Barock bis zur Romantik, und die Sonate C-Dur opus 14,6 für zwei Kontrabässe des barocken Komponisten Joseph Bodin de Boismortiers eröffnet das Konzert. Mariona Mateu Carles und Simon Wallinger wirken mit ihren Kontrabässen dabei eher wie zwei Tanzpaare, die sich umspielen und in kunstvollen Koloraturen, Drehungen und Wendungen farbenfrohe Figuren vor dem Lienzinger Publikum vollführen. Dabei behalten sie aber immer die musikalische Linie im Blick und im Ohr und präsentieren so mit Lust und Freude einen ersten wertvollen Ohrenöffner. Kimberly Crawford mit ihrer Violine, Till Breitkreutz mit der Viola und Nicola Pfeffer mit ihrem Cello finden sich anschließend zum Divertimento in Es-Dur KV 563 von Wolfgang Amadeus Mozart zusammen. Es ist ein heiteres Musizieren, das die drei Instrumentalisten bieten. Klar sind die Stimmen durchhörbar und nachzuverfolgen, sie lassen sich Raum, ermöglichen den einzelnen Stimmen hervorzutreten und die Führung zu übernehmen, ohne sich selbst zu verstecken, gehen gemeinsam eine Strecke als gleichberechtigtes Trio, stellen aber auch verschiedene Paarungen in den Vordergrund. Immer wieder reichen sie sich die musikalische Hand, führen die Gedanken des anderen charakteristisch weiter und zeigen die hohe Kunst des kammermusikalischen Spiels mit fröhlicher Leichtigkeit.

Crawford, Breitkreutz und Pfeffer präsentieren ebenso das Streichtrio B-Dur D471 von Franz Schubert. Auch hier überzeugen sie mit der Ausgewogenheit in ihrem Spiel und setzen mit gutem Gespür und dem Sinn für Details immer wieder Glanzpunkte in ihrer gelungenen Interpretation. Der Romantiker Giovanni Bottesini beschließt das Konzert mit seiner „Elegie und Tarantella“ für Solo-Kontrabass und Streichquintett. Im Streichquintett versammeln sich noch einmal Brenda Frasier und Kimberly Crawford an der Violine, Till Breitkreutz (Viola), Nicola Pfeffer (Violoncello) und Mariona Mateu Carles (Kontrabass). Gemeinsam bereiten sie einen liebevollen, charaktervoll gewebten Klangteppich, über dem sich Simon Wallinger am solistischen Kontrabass den Anforderungen des Werkes stellt. Nur vom Kontrabass zu sprechen, greift zu kurz, denn Bottesini zeigt in seinem Werk die enormen Klangmöglichkeiten des Instruments auf. Er schickt den Bass von den tiefsten Tiefen in die höchstmöglichen Höhen, die Wallinger an die äußersten Grenzen seines Griffbretts und auch darüber hinaus bringen. Wallinger vereint also den Kontrabass, Violoncello, Viola und Violine in seinem einen Instrument. Das Ganze mit einer liebevollen Zuwendung und einem solch ausgeprägten Sinn für die Musik, dass den Zuhörern in der Frauenkirche der Atem stockt.

Die diesjährige Saison des „Musikalischen Sommers“ ist zu Ende gegangen, und die Verantwortlichen zeigen sich mit dem Verlauf der Jubiläumssaison hochzufrieden. Die einzelnen Konzerte waren alle sehr gut besucht, und die Musiker scheinen sich in der Frauenkirche alle wohlgefühlt zu haben, denn sie lieferten ohne Ausnahme wunderbare Konzerte, die dem 40-jährigen Bestehen der Reihe alle Ehre machten. So hat sich in den vergangenen vier Jahrzehnten die Konzertreihe am Rande des Strombergs zu einem Kleinod inmitten der Konzertreihen gemausert, die nicht nur den erfahrenen Musikern ein Podium bietet, sondern das Augenmerk auch auf die nächste Generation Musiker lenkt und ihnen mit dem Podium junger Künstler eine Möglichkeit bietet, in einem Workshop vor dem Konzert miteinander zu arbeiten, sich auszutauschen und die Ergebnisse der interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Energie, die von Initiator und Festivalleiter Peter Wallinger ausgeht, ist noch lange nicht erschöpft. Das Programm für die Winterkonzerte „Mühlacker Concerto“ steht schon, und auch die nächste Sommersaison ist längst in der Planung.

(Mühlacker Tagblatt vom 26.09.2017, Text: Irene Schallhorn, Foto: Fotomoment)