Adventskonzert voll sprühender Lebensfreude

06.12.2022

Adventskonzert mit Sebastian Manz und der Kammersinfonie. - Überwältigende Virtuosität trifft auf farbige Ausgestaltung. (Pforzheimer Zeitung)

Sein Spiel ist an Lockerheit, klanglicher Brillanz und Ausdruckskraft kaum zu überbieten: Sebastian Manz an der Klarinette. Foto: Tilo Keller
Sein Spiel ist an Lockerheit, klanglicher Brillanz und Ausdruckskraft kaum zu überbieten: Sebastian Manz an der Klarinette. Foto: Tilo Keller

Mühlacker. Die Wiedergabe von Wolfgang Amadeus Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur (KV 622) ist ein Genuss. Gestochen scharfe Skalen, Wirbel und Töne wie Ausrufezeichen befeuern die temperamentvollen „Allegro“-Ecksätze. Sanft gleitende langsame Passagen zeichnen das „Adagio“ in der Konzertmitte aus.

Das Orchester begleitet einfühlsam und vorwärtsstrebend, mit Flöten, Fagotts und Hörnern an der Seite der Streicher. Man fragt sich, wie es Peter Wallinger, Konzertveranstalter und Chef der sueddeutschen kammersinfonie bietigheim, immer wieder schafft, solch exzellente Instrumentalsolisten für seine Concerto-Reihe im Mühlacker Uhlandbau zu gewinnen.

Auf gleicher Wellenlänge

Diesmal musiziert beim traditionellen Adventskonzert Wallingers Kammersinfonie zusammen mit Sebastian Manz – in der Region wohlbekannt und im Uhlandbau nach mehrfachen Auftritten fast schon ein Residenz-Klarinettist. Sein Spiel ist an Lockerheit, klanglicher Brillanz und Ausdruckskraft kaum zu überbieten.

Offensichtlich versteht er sich (nicht nur) musikalisch mit Wallinger am Dirigentenpult und dessen Orchesterensemble ausgezeichnet. Auch wenn Manz die Zusammenarbeit mit großen Sinfonieorchestern gewohnt ist, musiziert man im Uhlandbau-Kammerformat auf gleicher Wellenlänge. Was die Orchestermitglieder zu inspirieren scheint, denn sie wachsen hochmotiviert über sich hinaus. Die erwähnten Ecksätze sprühen nur so von musikantischer Lebensfreude, und der verinnerlichte Mittelsatz entfaltet über dem zurückgenommenen Orchesterklang herrlichen Sologesang. Nichts fehlt: Auf der einen Seite die überwältigende Virtuosität des Solisten, auf der anderen eine originell-kreative, farbig-orchestrale Ausgestaltung mit kurz innehaltenden Ruhepausen, Steigerungen und Tempo-Forcierungen.

Bezaubernde Klangpoesie

Um die Liebeserklärung Mozarts an die Klarinette noch zu ergänzen, gibt’s als Zugabe einen weich pulsierenden Satz aus dem Klarinetten-Quintett A-Dur (KV 581) des Wiener Klassikers. Dabei spielt Manz zusammen mit Konzertmeisterin Swantje Asche-Tauscher (erste Violine), Andrea Langenbacher (zweite Violine), Tomoko Yamasaki (Viola) und Chihiro Saito (Violoncello). Auch das erfreut die Zuhörer mit bezaubernder Klangpoesie.

Nach der Konzertpause folgten im ausverkauften Uhlandbau zwei weitere besondere Konzerterlebnisse. Wallinger interpretierte mit seinem Ensemble aus Mieczyslaw Weinbergs Kammersinfonie Nr. 2 (op. 147) das „Moderato“ – eine eigenwillig zarte, rhythmisch betonte, teils auch dissonant „mit vorgehaltener Hand sprechende Musik“ – so Simon Wallinger, der den Lebensweg des weitgehend unbekannten, 1919 bis 1996 lebenden jüdisch-polnischen Komponisten erläuterte und einen Weinberg-Zyklus in der Mühlacker Concerto-Reihe ankündigte. Das kurze Stück wurde wiederholt und wirkte in der energischen Repetition noch eindrucksvoller.

Wächst im ausverkauften Uhlandbau über sich hinaus: die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim unter der Leitung von Peter Wallinger. Foto: Tilo Keller 
Wächst im ausverkauften Uhlandbau über sich hinaus: die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim unter der Leitung von Peter Wallinger. Foto: Tilo Keller

Simon Wallinger übernimmt

Danach wechselte die Stabführung am Dirigenten-Pult. Peter Wallingers Sohn Simon übernahm die Leitung der Aufführung von Joseph Haydns Sinfonie Nr. 81 G-Dur (Hob I:1). Sein tadelloses Dirigat sorgte für eine serenadenhafte, in den schnellen Sätzen stürmische Wiedergabe der gefälligen Komposition. Sollte es einmal zu einer Übergabe von Peter Wallingers Kammersinfonie und seiner erfolgreichen Musik-Veranstaltungen kommen, wäre sein Werk in guten Nachfolger-Händen.

(Pforzheimer Zeitung vom 06.12.2022, Text: Eckehard Uhlig, Fotos: Tilo Keller)