Mit Musik und guter Laune ins neue Jahr: Sueddeutsche Kammersinfonie in Mühlacker

13.01.2020

Peter Wallinger dirigiert die sueddeutschen kammersinfonie bietigheim beim Neujahrskonzert im Uhlandbau in Mühlacker.  Foto: Meyer
Peter Wallinger dirigiert die sueddeutschen kammersinfonie bietigheim beim Neujahrskonzert im Uhlandbau in Mühlacker. Foto: Meyer

Mühlacker. Neujahrskonzerte mit Peter Wallinger und seiner sueddeutschen kammersinfonie bietigheim im Mühlacker Uhlandbau sind musikalisch-literarische Matinéen von heiterem Charakter. Im Konzert vom Sonntag, dem die Veranstalter das Motto „Zeit und Traum“ gegeben hatten, kamen stimmungsvoll elegische Noten sowohl in den kunstvoll-lebendig vorgetragenen Texten als auch in den Musikwerken hinzu.

Mit Textpointen umrahmte Schauspieler Michael Schneider vom Reutlinger Theater „Die Tonne“ die Neujahrs-Matinée, schickte das Publikum mit Joachim Ringelnatz’ „Bumerang“ in eine vergebliche Warteschleife, nahm es mit in Gustav Falkes „Närrische Träume“ von bizarren Mondnächten und entließ die Zuhörer mit dem Heinz-Erhardt-Aperçu „Wenn die Opern dich umbrausen, dann genieße auch die Pausen“ in Sekt- und Plauder-Runden zwischen den beiden kurzweiligen Konzertabschnitten.

Feine Melancholie

Im Zentrum seiner Wortmeldungen standen freilich von feiner Melancholie getragene Gedanken über vergehende (Lebens-)Zeit mit Goethe-Versen aus dem West-Östlichen Divan, mit Hugo von Hofmannsthals „Rosenkavalier“ und Rainer Maria Rilkes kreiselndem Gedicht „Das Karussell“: Die Zeit treibt mit uns Menschen „ein atemlos blindes Spiel“.

Ähnliche Schwerpunkte setzten auch die Musik-Interpreten in engagiert musizierten Kompositionen. Anfangs entführten Wallinger und sein Ensemble mit dem italienisch-frühbarocken Schreittanz „Gagliarda del Principe di Venosa“ von Carlo Gesualdo in die farbenprächtige Klangwelt einer längst vergangenen Zeit. Mit Arvo Pärts „Festina Lente“ (Eile mit Weile) folgte der zeitgenössische Kontrapunkt – auch dies ein leises und langsames, zugleich fließendes Musikstück, allerdings ohne den harmonischen Wohlklang der Barockepoche, sondern meist schmerzhaft dissonant. Die konzertante Wiedergabe von Wolfgang Amadeus Mozarts „Adagio für eine Orgelwalze“ (KV 594) setzte einen tiefsinnigen, fast schon bedrückenden Akzent. Jean Sibelius „Humoreske IV (op. 89 b) für Solovioline und Streicher, eine zarte, sinnlich betörende Komposition, in der sich Konzertmeisterin Sachiko Kobayashi als virtuose Solistin auszeichnete, leitete zu frohgemuten Gedanken über. Die Streichersonate A-Dur von Rossini mit ihren temporeichen Läufen und tänzerisch hüpfenden Passagen sorgte endgültig für gute Neujahrsstimmung.

Nach der Konzertpause mündete Leos Janáceks „Idylle“ (aus dem Jahr 1878) nach elegischem „Moderato“-Einstieg in ein erfrischendes „Scherzo“ ein. Und zum Abschluss gab es – nach eher unbekannten Musikwerken aus unterschiedlichen Epochen – etwas Traditionelles und Altbekanntes. Gleichsam als Ersatz für den sonst bei Neujahrskonzerten von Klatschorgien begleiteten Radetzky-Marsch spielte das gut aufgelegte Wallinger-Orchester zwei Sätze aus Mozarts „Kleiner Nachtmusik“. Ein mit herzlichem Beifall bedachter Schluss-Akkord.

(Pforzheimer Zeitung vom 13.01.2020, Text: Eckehard Uhlig, Foto: Meyer)