11.01.2024
Mit den Neujahrskonzerten der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim in der Kelter, in Mühlacker und Murr am Wochenende setzt Peter Wallinger die Jubiläumssaison des von ihm vor 40 Jahren gegründeten und seitdem geleiteten Orchesters fort. Dass in diesem Jahr Bach im Mittelpunkt steht, kommt nicht von ungefähr. (Ludwigsburger Kreiszeitung)
BIETIGHEIM/MURR/MüHLACKER/MAULBRONN. Das neue Jahr mit einem außergewöhnlichen Konzert zu begrüßen, ist auch bei der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim (SKB) bereits seit Langem guter Brauch. Im Fall des 1984 von Peter Wallinger gegründeten Ensembles geschieht dies auch 2024 wieder in dreifacher Ausführung: Neben dem traditionellen Heimspiel in der historischen Kelter im Herzen der Bietigheimer Altstadt steht am Sonntag (14. Januar) ein weiterer Auftritt im Uhlandbau in Mühlacker an, den Auftakt des Neujahrskonzert-Dreigestirns macht am Samstag das Gastspiel im Bürgersaal des Murrer Rathauses (13. Januar).
Wer neben dem umsichtigen, feinnervigen, präzisen Dirigenten auch den Programmgestalter Peter Wallinger zu schätzen weiß, freut sich auf diese Termine ganz besonders, bietet die Kleinteiligkeit solcher Neujahrskonzertspielpläne doch Gelegenheit, das für Wallinger typische Netz der Beziehungen und Querverbindungen noch engmaschiger zu knüpfen. „Das ist allerdings immer ein bisschen Arbeit und auch nicht ganz einfach, die entsprechenden Musiker und die richtigen Solisten zu finden“, sagt er. „Dass es einen interessanten Bogen ergibt, mit der ganzen Vielheit darin – das ist so eine Intention von mir, die zwar Spaß macht, aber auch jedes Mal eine Herausforderung darstellt“, so der 73-Jährige.
Im Mittelpunkt des diesjährigen Neujahrskonzertprogramms steht Bach (1685-1750). Neben ihrer Zeitlosig- und Einzigartigkeit verbinde er mit dessen Musik auch ganz dezidiert eine aufrichtende, tröstliche, zivilisatorische Kraft, die vor dem Hintergrund aktueller Kriege und Konflikte notwendiger denn je erscheine: „Wohltuend, verbindend, friedensstiftend – das spricht eigentlich aus Bach’scher Musik.“ Dabei seien die ausgewählten Werke, Wallinger zeichnet das Bild von den „drei Säulen“ des Programms, ganz unterschiedlich in Faktur und Wirkung. Die „Aria“ aus den „Goldberg-Variationen“ (BWV 988) erklingt hier wie dort zweimal, am Anfang und am Ende der Musikfolge.
Nahezu „maximal konträr“ zur schlichten, bewegenden Schönheit der „Aria* verhalte sich die Komplexität und „unglaubliche suggestive Kraft“ des „Ricercare á 6″ aus dem „Musikalischen Opfer“ (BWV 1079). Der sechsstimmigen Fuge stehe wiederum das Kuriosum des „Brandenburgischen Konzerts Nr. 6* (BWV 1051) gegenüber, das komplett auf Violinen verzichtet und mit zwei Solostimmen für Bratsche aufwartet, für die Wallinger mit Andrea Lamoca Álvarez und Lilia Rubin zwei vielversprechende Studentinnen an der HMDK gewinnen konnte, die kurz vor dem Abschluss ihres Masterstudiums stehen. „Ein dunkel grundiertes Konzert von ganz spezieller Tonfärbung“, so Wallinger, wobei die von Bach geforderten Gambenstimmen auf Celli realisiert werden, das Continuo übernimmt die von der aus Basel anreisenden Barbora Hulcová gespielte Theorbe.
Dazu kombiniert Wallinger zwei Tanzsätze und das berühmte „Flow my tears“ von John Dowland (1563-1626) sowie die Arien „If music be the food of love“ und „Music for a while“ von Henry Purcell (1659-1695), in denen die Sopranistin Juliane Brittain zu hören sein wird. Mit dem „Impromptu Op. 5″ von Jean Sibelius (1865-1957), das zwischen der gedeckten Stimmung des „6. Brandenburgischen Konzerts“ und der finalen „Aria“ vermittelt, werde zwar der (vor-)barocke Schwingkreis verlassen, aber an der Konstante einer „Suggestivkraft hinter den Tönen“ (Wallinger) festgehalten. Dazwischen eingeflochten sind Texte, in denen Musiker die Wirkung von Bachs Werken beschreiben, erstmals vorgetragen von Wallingers Ehefrau Maiken Wallinger.
INFO: Die Neujahrskonzerte der SKB finden am Samstag, 13. Januar, um 19.30 Uhr im Bürgersaal im Rathaus Murr, sowie am Sonntag, 14. Januar, um 11 Uhr im Uhlandbau in Mühlacker und um 17 Uhr in der Bietigheimer Kelter statt. Näheres unter www.sueddeutsche-kammersinfonie.de.
(Ludwigsburger Kreiszeitung, Autor: Harry Schmidt, Fotos: privat)